Die Qualität der Stadt – DQDS 2017

DQDS at bauhaus reuse, Berlin, 2017, © zukunftsgeraeusche
Schwerpunkt 2017
Die Performativität der Stadt – Emanzipation und Integration in der Stadtgesellschaft
Diskussionsreihe von zukunftsgeraeusche GbR in Kooperation mit Architektenkammer Berlin und Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung sowie Kompetenzzentrum Großsiedlungen. In Zusammenarbeit mit TU Berlin – Institut für Soziologie. Mit freundlicher Unterstützung durch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).
Fünf Veranstaltungen, Oktober bis Dezember 2017, im bauhaus re use c/o Bauhaus-Archiv Berlin.
Mit dem Schwerpunkt „Die Performativität der Stadt – Emanzipation und Integration in der Stadtgesellschaft“ befasste sich die Diskussionsreihe „Die Qualität der Stadt“ (DQDS) im Herbst 2017 mit der Genese moderner Gesellschaften und Stadtentwicklung. Wobei das Zusammenspiel zwischen Emanzipation und Integration grundlegend war für jede Facette und jedes Mitglied im gesellschaftlichen sowie städtischen Zusammenleben. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über internationale Migration stand der Begriff Integration im Mittelpunkt der Veranstaltung, synonym mit dem Fokus auf das kulturell oder religiös Fremdländische. Die Reihe befasste sich daher bewusst ganzheitlich mit der gesamten Bandbreite von Integrations- sowie Emanzipationsprozessen – und den dahingehenden Aufgaben und Potentialen – moderner (Stadt-)Gesellschaften, die der Annahme nach beispielsweise zwischen gesellschaftlichen Funktionsbereichen, zwischen Arm und Reich, zwischen konservativ und progressiv, säkular und kirchlich, Stadt und Land, zwischen ganz wesentlich Frau und Mann oder schlichtweg zwischen Individuum, Gemeinschaft und Gesellschaft zu finden sind. Diese Konflikte und Wechselspiele, die sich nicht zuletzt im Prinzip der Performativität, sprich in der Möglichkeit zur gesellschaftlichen Selbstkonstituierung eines jeden Menschen sowie gleichsam räumlich, als Manifestation, spiegeln sich in der gebauten Umwelt wider.
Die Reihe blickte dabei zurück auf die Urbanisierung im Zeitalter der Industrialisierung und die Entwicklung des modernen Stadtmenschen, zu den Anfängen der Stadtsoziologie, zumindest bis zu Georg Simmels „Die Großstädte und das Geistesleben“. Ausgehend von einem über 100 Jahre alten und andauernden Diskurs über die Entwicklung von Stadtgesellschaft und Gesellschaften war es das Anliegen der Veranstaltungen einzuordnen, eine Informationsquelle zu bieten, Bekanntes und Innovatives bis hin zu einem zeitgenössischen, performativen Blick auf Gesellschaft, Narrative und die gebaute Umwelt der Stadt zu reflektieren.
An fünf Gesprächsabenden diskutierten Gäste aus dem Blickwinkel der Wissenschaft, Stadtpolitik, Planung, Literatur und Zivilgesellschaft, gaben Einführungen in die Themen und beantworteten Fragen aus dem Publikum, was zudem live per Übertragung im Internet zu verfolgen war.
Ort der Diskussionsreihe war das bauhaus re use, das mit recycelten Fassadenelementen aus der großen Sanierung des Dessauer Bauhauses von 1976 errichtet wurde, die durch die Stiftung Bauhaus Dessau zur Verfügung gestellt wurden. Keine vergleichbare Bildungsinstitution stand wie das Bauhaus für den integrativen Gedanken der modernen Gesellschaft. Das Projekt bauhaus re use folgt diesem Ansatz auf performative Weise und eröffnete einen zeitgenössischen Raum der Zusammenarbeit und des Diskurses. Eine inspirierende Konstellation, die einen besonderen Ort der Diskussion entstehen ließ.
Das bauhaus re use wurde von der zukunftsgeraeusche GbR, in Kooperation mit dem Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung sowie mit Unterstützung der IKEA-Stiftung, auf dem Areal des Museums in Berlin als Bildungsbauhütte realisiert. Das bauhaus re use greift das bauliche Erbe des Bauhauses auf experimentelle, sowohl materielle als auch bedeutungsvolle Weise auf. Als ein Projekt der Bildung erschafft es ein haptisches Medium der inhaltlichen Auseinandersetzung, das einlädt sich mit dem Erbe des Bauhauses und der Moderne im Kontext der heutigen Zeit reflexiv und zukunftsweisend zu befassen.
Seit 2015 nimmt die Reihe DQDS dies zum Anlass der komplexen Fragestellung nach der Qualität von Stadt und Architektur als gebautem Lebensraum nachzugehen.