Die europäische Tournee des STRO.MY Ensembles präsentiert Smetanas „Die Moldau“ mit einem umweltbewussten Akzent.
Die Tschechischen Zentren konzentrieren sich im Rahmen des „Jahres der tschechischen Musik“, das 2024 an den 200. Geburtstag Bedřich Smetanas erinnert, auf die Förderung zeitgenössischer klassischer Musik sowie auf ihre tschechischen Schöpfer:innen und Interpret:innen.
Drei junge Komponist:innen – Jana Vöröšová, Mikuláš Tichý und Jiří Trtík – wurden gebeten, Werke zu schaffen, die lose vom Leben und Werk Bedřich Smetanas inspiriert sind.
„Wir möchten daran erinnern, dass Bedřich Smetana nicht nur ein großer tschechischer Komponist und Pädagoge war, sondern auch ein Förderer der Musik anderer. Er organisierte Konzerte und kulturelle Abende und unterstützte seine jüngeren Kollegen. Die Tschechischen Zentren möchten diese wichtige, aber vielleicht wenig bekannte Seite des Erbes des berühmten tschechischen Komponisten hervorheben“, sagt Jitka Pánek Jurková, die Generaldirektorin der Tschechischen Zentren.
Die Uraufführungen der Werke werden in Stettin, Warschau, Paris, Belgrad und Berlin stattfinden, bevor die Tournee mit einem Abschlusskonzert in Prag endet. Mikuláš Tichý widmete sich in seinem Werk „Die Unruhe des Seins“ dem Thema des Hörverlusts, unter dem Smetana gegen Ende seines Lebens litt. Jana VöröšovásKomposition „E-from his life“ basiert auf Smetanas Streichquartett „Aus meinem Leben“, während Jiří Trtík der „Moldau“ eine umweltbewusste Dimension hinzufügt.
Dieses Projekt, das klassische Musik mit modernen Trends verbindet, präsentiert Smetanas Leben und Werk durch die Sprache der zeitgenössischen Musik und verknüpft dabei Tradition und Moderne. Die Musik der drei jungen tschechischen Komponist:innen wird an einzigartigen, architektonisch interessanten Orten aufgeführt, unterstützt durch ein originelles Lichtdesign. In die minimalistische Textur der Kompositionen sind Klänge eines innovativen Instruments, des Flux-Synthesizers, eingewoben, der in diesen Konzerten seine Premiere feiert.
Das Konzert wird vom STRO.MY Ensemble aufgeführt, einem Kammerorchester, das sich auf die Schaffung und Aufführung von Originalwerken zeitgenössischer klassischer Komponist:innen konzentriert und diese mit anderen Kunstdisziplinen verbindet. „Unsere Aufgabe ist es, klassische Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen, indem wir außergewöhnliche Hörerlebnisse in Form von Site-specific-Events an ungewöhnlichen Orten schaffen. Wir legen den Fokus auf experimentelle Musik und die Verbindung verschiedener Genres und Stile“, sagt der Dirigent und Ensembleleiter Jiří Trtík.
Programm und Besetzung:
- Mikuláš Tichý: „Die Unruhe des Seins“
- Jana Vöröšová: „E-from his life“
- Jiří Trtík: „Die Moldau (Recomposed)“
- Magdalena Klára Hůlová: Lichtdesign
- Jiří Trtík & STRO.MY Ensemble: Musikalische Leitung
Instrumentierung:
Viola, Kontrabass, Marimba, Klavier, Elektronische Musik
Anmerkung zur Komposition „Die Unruhe des Seins“
„Die Unruhe des Seins“ ist ein Werk von Mikuláš Tichý, das zum 200. Geburtstag von Bedřich Smetana entstanden ist. Die Komposition verbindet traditionelle Klavierpartien mit Synthesizerklängen, die die Anspannung des fortschreitenden Hörverlustes widerspiegeln, unter dem Smetana am Ende seines Lebens litt. Das Werk zeichnet sich durch den Kontrast zwischen einer festen Struktur und feinen improvisatorischen Elementen aus, die die Musik als lebendigen Organismus darstellen und die Veränderlichkeit jeder menschlichen Existenz reflektieren. Die Kraft, die uns auf unserem Weg durchs Leben trotz aller Rückschläge antreibt, ist der Glaube an den nächsten Schritt. „Das Werk ist nicht nur eine Hommage an Smetana, sondern auch eine Meditation über das Leben und den unausweichlichen Verfall, dem wir mit Hoffnung und Lebenswillen begegnen“, sagt Mikuláš Tichý.
Mikuláš Tichý hat Komposition am Konservatorium für blinde Schüler in Prag studiert. In seiner Musik kombiniert er Elemente traditioneller Komposition mit Minimalismus und verleiht ihr eine poetische Ausdruckskraft. In seinen instrumentalen Werken fängt er die melancholische Atmosphäre von Landschaften der Gefühle sowie die Nüchternheit alltäglicher Morgen ein und erinnert daran, dass Musik eine universelle Sprache der menschlichen Seele ist.
Anmerkung zur Komposition „E-from his life“
Diese Komposition bezieht sich auf das Streichquartett „Aus meinem Leben“ von Bedřich Smetana und den markanten Moment, in dem die Violinen im letzten Satz den Ton e4 spielen. Diese Stelle wirkt wie ein Innehalten, ein Moment, der die Zeit plötzlich stoppt und dem ganzen Werk ein großes Gewicht verleiht. Formal ist die Komposition in vier Teile gegliedert und nutzt die klanglichen Möglichkeiten des elektronischen Instruments Flux, insbesondere dessen Fähigkeit zur Modulation des Klangcharakters über große Zeiträume hinweg. „Dies führte mich zu der Frage, wie kleine Momente die Entstehung großer Ereignisse vorbestimmen“, erklärt Jana Vöröšová.
Jana Vöröšová studierte Komposition am Prager Konservatorium und an der Akademie der musischen Künste in Prag. Wichtige Erfahrungen sammelte sie während eines Austauschjahres am Koninklijk Conservatorium in Brüssel, wo sie sich mit elektronisch verarbeiteten Klangtechnologien und verschiedenen Analysemethoden vertraut machte. Sie absolvierte ein dreimonatiges Stipendium in Paris unter der Schirmherrschaft von La Sacem. Ihre Werke wurden bei Festivals in Tschechien und im Ausland aufgeführt, darunter Klangforum Wien und das Tschechische Rundfunkorchester.
Anmerkung zur Komposition „Die Moldau (Recomposed)“
„Die Moldau (Recomposed)“ bietet einen neuen Blick auf den Fluss Moldau. Heute wird der Fluss von neun großen Staudämmen geprägt, die zur Stromerzeugung, Wasserregulierung und als Hochwasserschutz dienen. Die Komposition für Klavier, Marimba, Viola, Kontrabass und Flux-Synthesizer basiert auf Smetanas sinfonischem Gedicht, berücksichtigt jedoch die moderne Transformation des Flusses durch Betonbauten des 20. Jahrhunderts, die Umweltverschmutzung und die zunehmend austrocknende und überhitzte Landschaft, durch die die Moldau fließt. „Anstatt die Natur romantisch als etwas Ewiges und Vollkommenes zu feiern, stellt die Komposition eine umweltbewusste Perspektive dar, die Mensch und Natur als ein gemeinsames Ganzes betrachtet“, sagt Jiří Trtík.
Jiří Trtík ist ein tschechischer Komponist, Dirigent und Pädagoge. 2021 wurde er mit dem OSA-Preis als erfolgreichster tschechischer Komponist klassischer Musik im Ausland ausgezeichnet. Er studierte Komposition und Dirigieren am Prager Konservatorium sowie am Cleveland Institute of Music in den USA. Seine Werke wurden in Europa, Japan und den USA aufgeführt. Trtík ist Gründer des STRO.MY Ensembles und Komponist der Oper „Dopis otci“, die 2024 im Nationaltheater in Prag uraufgeführt wird. (www.jiritrtik.com)
Das STRO.MY Ensemble enstand im Jahre 2021 (www.stro.my).
Das Projekt wird mit finanzieller Unterstützung des tschechischen Kulturministeriums, des Magistrats der Hauptstadt Prag, von Soundczech (Institut für Theaterkunst) und der Tschechischen Zentren realisiert.

STRO.MY Ensemble, © Photo: Tschechische Zentrum Berlin, 2024