Perceiving Paintings © Grafik: Anna Slobodnik/ Lisa Ballmann, 2024
Perceiving Paintings – Ausstellung
Mit PERCEIVING PAINTINGS möchten sich die Künstlerinnen Lisa Ballmann und Anna Slobodnik im Dialog ganz der Betrachtung der Malerei als Medium widmen, über das fertige Kunstwerk, das geschaffene Bild und deren Inhaltlichkeiten hinaus. In Zeiten gesellschaftlicher und politischer Krisen möchten Ballmann und Slobodnik sich nicht von diesen agitieren lassen, sondern eine Hinwendung hin zum Formellen wagen.
In ihren Werken lassen sie den Prozess des Malens selbst spüren, die tiefe Auseinandersetzung von Bildfindung, der Wahl der Materialien über die Komposition des Ganzen. Recherchen aller Art, intensive Auseinandersetzung mit dem Material und/oder des Studiums anderer künstlerischer Positionen aller Couleurs, alles fließt selbstverständlich in den Prozess des Malens mit ein und kann sehr wichtig sein. Zentral bleibt dabei die Auseinandersetzung mit dem Medium und der Leichtigkeit, die dieses mitbringen kann.
Für PERCEIVING PAINTINGS stellte Ballmann millimeterdünne Betontafeln her, experimentierte dafür mit verschiedenen Rezepturen und Rohstoffen. Einige diese Tafeln sind als Betonfresken hergestellt. Dafür malt Ballmann direkt in dir Schalung und vergießt den Frischbeton auf die noch nassen Pinselgesten. Bei anderen Tafeln lässt sie die immer individuell erscheinende Oberfläche für sich wirken. Den Betonarbeiten stellt Ballmann Aquarelle auf Papier gegenüber. Diese wurden nicht nur durch das Auftragen von Farbe gestaltet, es wurden zusätzlich Teile der ursprünglichen Materialfarbe chemisch ausgeblichen. Wenn das Tageslicht durch die gläsernen Wände der BHROX dringt und durch das Papier scheint, soll die Möglichkeit einer weiteren Betrachtungsebene erzeugt werden.
Für Ballmann ist ein Bezug ihrer Arbeiten zu naturwissenschaftlichen Inhalten wichtig, um das Medium Malerei noch besser verstehen und Grenzen noch intensiver angehen zu können.
Anna Slobodniks Arbeiten in der Ausstellung zeigen unterschiedliche Objekte des Interieurs, welche Teile größerer Serien derselbigen darstellen. Mit Schwarz als Hauptfarbe füllen die Objekte, das ihnen zugestandene Format bis zum Rand aus und lenken so den Blick des Betrachters von ihrem vom Nutzen geprägten Objektdasein ab und zu ihren Formen, ihren Linien und Farben hin.
In ihrer malerischen Praxis setzt sich Slobodnik mit dem Ornament im weitesten Sinne auseinander. Ausgehend von konkreten, ornamentieren oder gemusterten Interieurobjekten, werden diese in ihren aktuellen Arbeiten selbst zu Einzelteilen eines riesigen Ornaments, wobei die Form eines Stuhls, einer Vase oder eines Glases in der finalen, häufig seriellen Arbeit, dieselbe Rolle spielen kann, wie eine Arabesque in einem Fries. Im Fokus steht neben diesen inhaltlichen
und motivischen Auseinandersetzungen für Slobodnik jedoch immer der prozessual aufgefasste malerische Prozess.
Anna Slobodnik (*1990, Moskau) hat an der UdK Berlin bei Mark Lammert und Julia Grosse studiert. Ihre Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen zu sehen, unter anderem in Brüssel, im italienischen Olevano Romano, in Danzig, Oklahoma City, München, Heidelberg und Berlin. Sie war Preisträgerin des Initial Stipendiums der AdK Berlin, des Schulz-Stübner-Preises der UdK Berlin, des Förderpreises für Junge Kunst des Kunstvereins Centre Bagatelle in Berlin und Stipendiatin der Jungen Akademie, AdK, Berlin in der Villa Serpentara in Olevano Romano. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Lisa Ballmann (*1986, Heppenheim) absolvierte ihr Studium als Meisterschülerin an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Karlsruhe bei Franz Ackermann und studierte zuvor bei Barbara Hindahl und Konstantin Voit an der Freien Kunstakademie Mannheim. Seit ihrem Studium verfolgt Ballmann interdisziplinäre Projekte im Grenzbereich zwischen Kunst und Naturwissenschaft. Seit 2018 ist sie Mitglied des Arbeitskreises von Prof. Martin Lerch an der TU
Berlin. Dort konnte Ballmann eigene Pigmente herstellen, mit einem Beitrag an der Vortragstagung der GDCh Fachgruppen Wöhler-Vereinigung und Festkörperchemie & Materialforschung teilnehmen sowie gemeinsam mit Martin Lerch das Buchprojekt „Breaking Infinity“ verwirklichen, in dem Symmetrieaspekte abstrakter Malerei untersucht wurden.