BERLIN IST VIELE STÄDTE. Der Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann
Ausstellung von UdK Berlin – Architekturgeschichte + Architekturtheorie und
BHROX bauhaus reuse
auf dem Ernst-Reuter-Platz
28. Oktober bis 26. November 2021, täglich (außer montags) 12:00 – 18:00 Uhr

Der Zugang zur Ausstellung nach 2G+ Regelung: ein Impfnachweis oder Genesenennachweis und zus. ein tagesaktueller, negativer Testnachweis muss vorgelegt werden

Ausstellung studentischer Arbeiten des gleichnamigen Seminars mit der UdK «BERLIN IST VIELE STÄDTE. Der Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann», © Michael Ukas, 2021

© Michael Ukas, 2021

Ausstellungseröffnung zum «Rundgang 2021» der UdK Berlin
Donnerstag, 28. Oktober 2021, 18:30 Uhr im BHROX bauhaus reuse

Werner Düttmann zählt zu den bedeutendsten Architekten der Berliner Nachkriegsmoderne. Die Ausstellung zeigt in vergleichenden Plandarstellungen die umfangreichen Bauten Düttmanns und verbindet diese mit filmischen und fotografischen Reflexionen. Gezeigt werden studentische Arbeiten, die Ergebnisse eines forschenden Seminars an der UdK Berlin – Architekturgeschichte + Architekturtheorie in Kooperation mit dem BHROX sind.

Anlässlich des 100. Geburtsjahres von Werner Düttmann hat die Ausstellung im BHROX an diesem Ort einen besonderen Bezug. Die Mittelinsel des Ernst-Reuter-Platzes (1960) wurde von Werner Düttmann gestaltet und ist heute ein Gartendenkmal der Moderne. Die studentischen Arbeiten stellen eine analytische, gleichsam vitale und empathische Beschäftigung mit dem Werk und Zeitgeist Düttmanns dar. Ganz im Sinne eines lebendigen und diskursiven Umgangs mit der Baukultur der Moderne und der Stadt, den das BHROX bauhaus reuse, nicht zuletzt durch seine Präsenz an diesem Ort, verkörpert – und damit den Dialog mit dem baulichen Erbe und in der Denkmalpflege als vergleichsweise junge sowie zukunftsweisende und diskursoffene Disziplin fördert.

Aus einem Text Düttmanns, dessen Titel die Ausstellung und das Seminar tragen, vermittelt diesen Ansatz zur Auseinandersetzung ein Zitat besonders:

«Wirkliche Vitalität aber ist das zunächst Unplanbare, für das wir planen müssen. Unsere Aufgabe ist also absurd. Absurd ist sie auch in der historischen Dimension, im Bewahren der überkommenen Orte und Räume, die wir lieben; denn wir bewahren sie nur, indem wir in ihnen leben, das heißt, indem wir sie verändern, doch wie bewahren wir verändernd, wie verändern wir bewahrend? […] ‘Die alten Fragen, die alten Antworten‘, schreibt Beckett; fragt sich nur wie alt? Wenn sie alt genug sind, muten sie schon fast wieder neu an. […] Offenbar ist es leichter, den Großvätern gerecht zu werden als den Vätern. Aber auch deren Gedanken werden eine Chance haben, verstanden zu werden, wenn unsere Söhne groß sind. Wir sollten nicht zögern, das Unsrige zu tun. Wir sollten zögern.»

Dass nicht zu zögern, das Unsrige zu tun, auch bedeuten kann, dass wir zögern sollten, fasst den dialektischen oder dialogischen Gedanken im Umgang mit dem Planen und dem Bewahren und gibt mit dieser zunächst vielleicht kryptisch wirkenden Formel gleichzeitig einen Einblick in die vielfältigen Iterationen des Umgangs, die dem inbegriffen sein können.

Der Text stammt von 1976, das – nur am Rande erwähnt – gleiche Baujahr der wieder-verwendeten Bauhaus-Fenster des bauhaus reuse, die für die Ausstellung die Planarbeiten der Studierenden tragen, die am Platz und heute den zahlreichen Bauten Düttmanns auf den Grund gehen.

 

Begleitet wird die Ausstellung durch eine Medien-Aktion mit freundlicher Unterstützung von WALL, in der ein Kurzfilm der Studierenden der UdK Berlin im U-Bahnhof Friedrichstraße bis Ende November zu sehen ist und einen Ausklang des Düttmann Jubiläumsjahres 2021 bietet.

 

Die Ausstellung ist das Ergebnis des gleichnamigen Seminars im Wintersemester 2020/2021, das einen Beitrag zum forschenden Lernen anlässlich des 100. Geburtstags von Werner Düttmann leistete und am Lehrstuhl Architekturgeschichte + Architekturtheorie der UdK Berlin, Prof. Dr. Matthias Noell, in Zusammenarbeit mit Robert K. Huber (BHROX) stattfand.

Die Lehrveranstaltung begab sich in den Zeiten der Pandemie auf den Weg zu den Bauten Düttmanns, der nicht nur als Architekt die Berliner Nachkriegszeit mit prägte. Seit den 1950er Jahren war er an maßgeblichen Bauten und großen Planungsmaßnahmen im westlichen Berlin beteiligt, zu seinen bekannten und typologisch innovativsten zählen die Akademie der Künste am Hanseatenweg, das Brücke-Museum in Dahlem oder die mittlerweile durch einen Umbau nicht mehr in ihrer originalen Raumstruktur erlebbare Kirche St. Agnes in Kreuzberg. Doch Düttmann war auch als Stadtplaner, Senatsbaudirektor und nicht zuletzt als Präsident der Akademie der Künste aktiv. Ein Großteil seiner Tätigkeit aber betraf den Wohnungsbau in Form des Wiederaufbaus in West-Berlin in der unmittelbaren Nachkriegszeit, den Massenwohnungsbau und die Großwohnsiedlungen, die städtebauliche Lückenschließung und natürlich auch kleinere freistehende Wohnhäuser und Reihenhäuser. Werner Düttmann kann als einer der wichtigsten Architekten auf der Suche nach einer neuen und angemessenen Wohnform dieser Epoche gelten.
Soweit es möglich war, fand die Lehrveranstaltung in Echtzeit, im Präsenzbetrieb, am Ort der Originale – und in Kooperation mit den in den Bauten ansässigen Berliner Institutionen und Bewohner*innen – und zuletzt aufgrund des Lockdowns im digitalen Seminar statt.

 

«Abschaffung der Hysterie – Planung und Realisierung eines entideologisierten, d. h. sachlichen und damit menschlichen Miteinander von Ost und West bzw. Nord und Süd bzw. jung und alt.»
Werner Düttmann, 1968

 

Film-Still aus der Ausstellung: Werner Düttmann. Berlin ist viele Städte, © Film: Emil Brechenmacher, UdK Berlin 2021

 

Eröffnet wird die Ausstellung mit der Lesung «Paulick liest Düttmann» zur Buchpräsentation von «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur. Reden und Schriften», herausgegeben von Sibylle Hoiman im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin (Wasmuth & Zohlen, 2021). Den ungebauten, geschriebenen Düttmann ausschnittsweise in einer Lesung vorzutragen übernimmt aus heutiger Sicht auf die Architekturgeschichte bewusst eine Frauenstimme. Die Schauspielerin Natascha Paulick hat als Enkelin des Architekten Richard Paulick nicht nur eine biografische, sondern auch eine persönlich aktive Bindung zur Erhaltung und Vermittlung des Bauerbes des «Doppelten Berlins» der Nachkriegszeit besitzt. Die Bedeutung des «Doppelten Berlins» für die baukulturelle und geschichtliche Entwicklung und die Notwendigkeit die Ost-West-Moderne Berlins gemeinsam zu denken und zu vermitteln, wurde im Jahr 2021 mit einem neuerlichen Antrag auf Aufnahme in das UNESCO Welterbe wieder in den Mittelpunkt des zivilgesellschaftlichen und fachlichen Interesses gerückt. Ein Erbe, mit dem die Befassung mit Düttmann nicht unwesentlich verbunden ist.

 

«Wir sollten nicht zögern, das Unsrige zu tun. Wir sollten zögern.»
Werner Düttmann, 1976

 

BERLIN IST VIELE STÄDTE. Der Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann
Ausstellung studentischer Arbeiten des gleichnamigen Seminars.
Architekturgeschichte + Architekturtheorie, Universität der Künste Berlin
Prof. Dr. Matthias Noell + Robert K. Huber (BHROX)
Tutorinnen: Henrike Heuer und Sarah Herfurth
Studierende:
Anh Hoffmann, Barbara Herschel, Changki Kim, Chloé Binh-Cirlot, Cirenia Fernandez, Emil Brechenmacher, Felix Deiters, Felix Künkel, Gabriel Fortenbacher, Hannah Roolf, Sophia Branz, Hannah Schmitthenner, Hannes Hehemann, Helene Peters, Ivan Leroy, Jonathan Gamers, Justus Schweer, Kaspar Jamme, Lars Müller, Lilli Hanada, Livia Nowak, Louisa Maurer, Luca Romano, Matthias Numberger, Michaela Tomaskova, Muriel Stevens, Nathan Reichenthal, Nils Köpfer, Nils-Thore Grundke, Olga Herrenbrück, Paula Maeckler, Raphael Gassen, Sebastian Reinicke, Silvan Burkard, Sophie Marie Schmidt, Thibaud Leroy, Valentin Billhardt, Victor Saghattchi, Viktoria Bruns, Yoyo Dell, Zoe Bertram

 

Pressekontakt und Anmeldung: info@bauhaus-reuse.de
Ansprechpartnerin: Adelina Nicolaescu (BHROX)

 

BERLIN IS MANY CITIES. The architect and urban planner Werner Düttmann
Exhibition by UdK Berlin – History of Architecture + Theory of Architecture and
BHROX bauhaus reuse on Ernst-Reuter-Platz.
October 28 – November 26, 2021, daily (except Mondays) 12:00 – 18:00

Access to the exhibition only according to 2G+ regulations: a vaccination certificate or proof of convalescence in addition to a daily negative test certificate must be presented before entering

Exhibition of student works from the seminar with the UdK Berlin called «BERLIN IST VIELE STÄDTE. Der Architekt und Stadtplaner Werner Düttmann», © Michael Ukas, 2021

© Michael Ukas, 2021

Exhibition opening for the «Rundgang 2021» of the UdK Berlin
Thursday, October 28, 2021, 6:30 p.m. in BHROX bauhaus reuse

Werner Düttmann is one of the most important architects of Berlin’s post-war modernism. The exhibition shows Düttmann’s extensive buildings in comparative plan representations and combines them with cinematic and photographic reflections. On display are student works that are the results of a research-based seminar at the UdK Berlin – History of Architecture + Theory of Architecture in cooperation with BHROX.

On the occasion of the 100th anniversary of Werner Düttmann’s birth, the exhibition at BHROX has a special reference to this location. The central island of Ernst-Reuter-Platz (1960) was designed by Werner Düttmann and is now a modernist garden monument. The student works represent an analytical, at once vital and empathetic engagement with Düttmann’s work and zeitgeist. Entirely in the spirit of a lively and discursive approach to the building culture of modernism and the city, which the BHROX bauhaus reuse embodies, not least through its presence at this location – and thus promotes the dialogue with the architectural heritage and in the preservation of historical monuments as a comparatively young as well as forward-looking and discursive discipline.

From a text by Düttmann, whose title the exhibition and seminar bear, one quote in particular conveys this approach to engagement:

«Real vitality, however, is the initially unplannable, for which we must plan. Our task is therefore absurd. It is absurd also in the historical dimension, in the preservation of the ancestral places and spaces that we love; for we preserve them only by living in them, that is, by changing them, but how do we preserve changing, how do we change preserving? […] ‘The old questions, the old answers,’ Beckett writes; the only question is how old? If they are old enough, they almost seem new again. […] Apparently it is easier to do justice to the grandfathers than to the fathers. But their thoughts will also have a chance to be understood when our sons grow up. We should not hesitate to do ours. We should hesitate.»

That not hesitating to do what is ours can also mean that we should hesitate captures the dialectical or dialogical thought in dealing with planning and preserving, and with this formula, which may at first seem cryptic, at the same time gives an insight into the manifold iterations of dealing that can be involved.

The text dates from 1976, the same year of construction – mentioned only in passing – of the reused Bauhaus windows of the bauhaus reuse, which for the exhibition carry the planning work of the students who are getting to the bottom of Düttmann’s numerous buildings on the square and today.

 

The exhibition is accompanied by a media action in cooperation and with the support of WALL GmbH, in which a short film by students of the UdK Berlin can be seen in the subway station Friedrichstraße until the end of November, thus offering a conclusion to the Düttmann anniversary year 2021.

 

The exhibition is the result of the seminar of the same name in the winter semester 2020/2021, which made a contribution to research-based learning on the occasion of the 100th birthday of Werner Düttmann and took place at the Chair of Architectural History + Theory at the UdK Berlin, Prof. Dr. Matthias Noell, in collaboration with Robert K. Huber (BHROX).

The course set off in the times of the pandemic to the buildings of Düttmann, who not only as an architect helped to shape the post-war period in Berlin. From the 1950s onward, he was involved in significant buildings and major planning measures in western Berlin; among his best-known and typologically most innovative are the Akademie der Künste on Hanseatenweg, the Brücke Museum in Dahlem, and the Church of St. Agnes in Kreuzberg, which can now no longer be experienced in its original spatial structure due to reconstruction. But Düttmann was also active as an urban planner, Senate Building Director and, last but not least, as President of the Academy of the Arts. But much of his work involved housing construction in the form of reconstruction in West Berlin in the immediate postwar period, mass housing and large housing estates, urban gap filling and, of course, smaller detached apartment buildings and row houses. Werner Düttmann can be considered one of the most important architects in the search for a new and appropriate form of housing in this era.
As far as it was possible, the course took place in real time, face-to-face, at the location of the originals – and in cooperation with the Berlin institutions and residents residing in the buildings – and lastly, due to the lockdown, in the digital seminar.

 

«Abolition of hysteria – planning and realization of a de-ideologized, i.e. factual and thus human coexistence of East and West or North and South or young and old.»
Werner Düttmann, 1968

 

Film-Still aus der Ausstellung: Werner Düttmann. Berlin ist viele Städte, © Film: Emil Brechenmacher, UdK Berlin 2021

 

The exhibition will be opened with the reading «Paulick reads Düttmann» on the occasion of the book presentation of «Werner Düttmann. Thinking about Architecture. Reden und Schriften», edited by Sibylle Hoiman on behalf of the Akademie der Künste, Berlin (Wasmuth & Zohlen, 2021). From today’s perspective on architectural history, a woman’s voice deliberately takes on the task of reciting the unbuilt, written Düttmann in excerpts in a reading. As the granddaughter of the architect Richard Paulick, the actress Natascha Paulick has not only a biographical, but also a personally active connection to the preservation and communication of the building heritage of the «Double Berlin» of the post-war period. The importance of the «Double Berlin» for the architectural-cultural and historical development and the necessity to think and mediate the East-West modernism of Berlin together was brought back into the focus of civil society and professional interest in 2021 with a renewed application for inclusion in the UNESCO World Heritage List. A heritage with which the concern with Düttmann is not insignificantly connected.

 

«We shouldn’t hesitate to do our part. We should hesitate.»
Werner Düttmann, 1976

BERLIN IS MANY CITIES. The architect and urban planner Werner Düttmann.
Exhibition of student work from the seminar of the same name.
History of Architecture + Theory of Architecture, Berlin University of the Arts
Prof. Dr. Matthias Noell + Robert K. Huber (BHROX)
Tutors: Henrike Heuer and Sarah Herfurth
Students: Anh Hoffmann, Barbara Herschel, Changki Kim, Chloé Binh-Cirlot, Cirenia Fernandez, Emil Brechenmacher, Felix Deiters, Felix Künkel, Gabriel Fortenbacher, Hannah Roolf, Sophia Branz, Hannah Schmitthenner, Hannes Hehemann, Helene Peters, Ivan Leroy, Jonathan Gamers, Justus Schweer, Kaspar Jamme, Lars Müller, Lilli Hanada, Livia Nowak, Louisa Maurer, Luca Romano, Matthias Numberger, Michaela Tomaskova, Muriel Stevens, Nathan Reichenthal, Nils Köpfer, Nils-Thore Grundke, Olga Herrenbrück, Paula Maeckler, Raphael Gassen, Sebastian Reinicke, Silvan Burkard, Sophie Marie Schmidt, Thibaud Leroy, Valentin Billhardt, Victor Saghattchi, Viktoria Bruns, Yoyo Dell, Zoe Bertram

 

Press contact and registration: info@bauhaus-reuse.de
Contact person: Adelina Nicolaescu (BHROX)