Paulick liest Düttmann

Lesung mit Natascha Paulick zur Buch-Präsentation von
Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur. Reden und Schriften
herausgegeben von Sibylle Hoiman im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag 2021

Donnerstag, 28. Oktober 2021, 18:30 Uhr
im BHROX bauhaus reuse in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin
im Rahmen der Ausstellungseröffnung BERLIN IST VIELE STÄDTE. in Kooperation mit der UdK Berlin

Lesung und Buchpräsentation «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur» mit Natascha Paulick, © Michael Ukas, 2021

© Michael Ukas, 2021

 

«Paulick liest Düttmann» präsentiert in einer Lesung die Publikation «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur», die den schreibenden Düttmann im Spiegel von Nachkriegs-, Architektur-Geschichte und -Moderne erfasst und zum Ausklang des 100. Geburtsjahrs Düttmanns erscheint. Gelesen wird Düttmann von der Schauspielerin Natascha Paulick.
Werner Düttmann (1921-1983) zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Architekten der Berliner Nachkriegsmoderne – jedoch auch als Verfasser von Reden und Schriften ist Düttmann bemerkenswert, wovon «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur» zeugt.

Das Nachdenken über Architektur praktizierte Düttmann neben seinen veröffentlichten Schriften vor allem auch in zahlreichen Notizen und tagebuchartigen Aufzeichnungen. Die oft abends im Eindruck aktueller Geschehnisse geschriebenen Texte reflektieren die baukulturellen und zeitgenössischen Umstände, die Möglichkeiten von Architektur und Stadtplanung und seines Wirkens.
Düttmann als Planer und Baupolitiker war prägend und ein prototypischer Charakter für seine Zeit. Er war eine öffentliche Person und auch Teil eines meinungsstarken und weitestgehend männlichen Kreises von Architekten und Politkern sowie Partei- und Verwaltungsfunktionären, die an der Gestaltung und Planung Westberlins einen großen Anteil hatten.
Dazu teilweise atypisch muten seine feinen, weit progressiven und oft fast poetischen Beobachtungen an, die eher unbekannt geblieben und im Baukunstarchiv der Berliner Akademie der Künste erhalten sind und von Sibylle Hoiman in einer nicht nur im «Düttmann Jahr» herausragenden Publikation zusammengestellt wurden.

Diesen ungebauten, geschriebenen Düttmann ausschnittsweise in einer Lesung vorzutragen übernimmt aus heutiger Position und Sicht auf die Architekturgeschichte bewusst eine Frauenstimme. Mit der Lesung durch die Schauspielerin Natascha Paulick wird zum Ende des «Düttmann Jahres» – und im Nachgang des ersten «Women in Architecture» Festivals in diesem Sommer – nochmals pointiert aufgegriffen, wie doch wir – die Nachfahr*innen – gemeinsamen und auch im kritischen Umgang vereint sind, mit dem Erbe der «großen Männer» in West und Ost der Nachkriegszeit.

Nicht nur durch ihre Verwandtschaft ist Natascha Paulick mit dem Architekturerbe Ostberlins verbunden. Persönlich und engagiert stritt sie in dritter Generation mit vielen Mitbetroffenen für die Rekommunalisierung der zum Spekulationsobjekt gewordenen Mietwohnungen in den einstigen Arbeiterpalästen und für die denkmalgerechte Erhaltung der Atelierwohnung Paulicks, die er zum Verdienst als solitären Aufbau auf einem der vom ihm entworfenen Bauten der heutigen Karl-Marx-Allee errichten durfte – und dem er, nach der Rückkehr aus seinem Chinesischen Exil während des Dritten Reichs, sein in Shanghai Stück für Stück demontiertes Arbeitszeitzimmer mit Möbeln, Boden-, Wand- und Deckenverkleidung einsetzte.

Es ist durchaus vorstellbar, wie Düttmann und Paulick – die in Geburt achtzehn und im Tod nur vier Jahre trennten – getrennt durch die Teilung in Ost- und West-Berlin, jeweils nachdenkend in ihren jeweiligen Arbeitszimmern schreibend oder planend ihre Abende verbrachten.

 

«Abschaffung der Hysterie – Planung und Realisierung eines entideologisierten, d. h. sachlichen und damit menschlichen Miteinander von Ost und West bzw. Nord und Süd bzw. jung und alt.»
Werner Düttmann, 1968

 

Im Jahr 2021 wurde auch die Auseinandersetzung mit dem baukulturellen Erbe des – mit Düttmann nicht unwesentlich verbundenen – «Doppelten Berlins» mit einem neuerlichen Antrag zur Aufnahme in das UNESCO Welterbe zurück in den Mittelpunkt des zivilgesellschaftlichen und fachlichen Interesses gerückt. Auf die Bedeutung der architekturgeschichtlichen und gesellschaftlich-politischen Relationen und die Notwendigkeit die Ost-West-Moderne Berlins zusammen zu denken und zu vermitteln kann nicht genug hingewiesen werden. Einen lebendigen Verweis auf dieses Zusammendenken gibt die Lesung anhand der wissenschaftlichen Arbeit von Sibylle Hoiman und dem Vortrag von Natascha Paulick, die ihr Engagement, ein wenig geschichtlicher Zufall und die Idee von Robert K. Huber am BHROX zu zusammenführen.

 

Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur, © Akademie der Künste, Berlin und Wasmuth & Zohlen Verlag, 2021


Die Buchpräsentation und Lesung findet in Verbindung mit der Vernissage der Ausstellung «Berlin ist viele Städte» statt, die Ergebnisse des gleichnamigen forschenden Seminars anlässlich des 100. Geburtsjahres Düttmanns an der UdK Berlin – Architekturgeschichte + Architekturtheorie in Kooperation mit dem BHROX zeigt.

 

Buchpräsentation: Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur. Reden und Schriften
hg. von Sibylle Hoiman im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag 2021
und
Lesung: Paulick liest Düttmann
Gelesen von Natascha Paulick.
Idee und Kuration: BHROX bauhaus reue, Robert K. Huber



Pressekontakt und Anmeldung: info@bauhaus-reuse.de
Ansprechpartnerin: Adelina Nicolaescu (BHROX)

Paulick reads Düttmann

Reading with Natascha Paulick on the occasion of the book presentation by
Werner Düttmann. Thinking about Architecture. Speeches and Writings
edited by Sibylle Hoiman on behalf of the Akademie der Künste, Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag 2021

Thursday, October 28, 2021, 6:30 p.m.
at BHROX bauhaus reuse in cooperation with UdK Berlin and Akademie der Künste, Berlin
in the context of the exhibition opening BERLIN IS MANY CITIES. in cooperation with the UdK Berlin

Reading and book presenation «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur» with Natascha Paulick, © Michael Ukas, 2021

© Michael Ukas, 2021

«Paulick Reads Düttmann» presents in a reading the publication «Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur» (Werner Düttmann: Thinking about Architecture), which captures the writing Düttmann in the mirror of post-war, architectural history and modernism and is published to mark the end of the 100th anniversary of Düttmann’s birth.
Düttmann is read by the actress Natascha Paulick, who, as the granddaughter of the architect Richard Paulick, has not only a biographical but also a personally active connection to the preservation and communication of the building heritage from the «double Berlin» of the postwar period.

Werner Düttmann (1921-1983) is undoubtedly one of the most important architects of Berlin’s post-war modernism – but Düttmann is also remarkable as an author of speeches and writings, of which «Werner Düttmann. Reflections on Architecture» bears witness to this.

In addition to his published writings, Düttmann practiced thinking about architecture primarily in numerous notes and diary-like recordings. The texts, often written in the evening under the impression of current events, reflect the circumstances of building culture and contemporary life, the possibilities of architecture and urban planning, and his work.
Düttmann as a planner and building politician was formative and a prototypical character for his time. He was a public figure and also part of an opinionated and largely male circle of architects and politicos as well as party and administrative functionaries who played a major role in the design and planning of West Berlin.
His fine, far progressive and often almost poetic observations, which have remained rather unknown and are preserved in the Baukunstarchiv der Berliner Akademie der Künste and have been compiled by Sibylle Hoiman in a publication that is outstanding not only in the «Düttmann Year».

To present this unbuilt, written Düttmann in excerpts in a reading from today’s position and view of architectural history is deliberately taken over by a woman’s voice. With the reading by the actress Natascha Paulick, at the end of the «Düttmann Year» – and in the aftermath of the first «Women in Architecture» festival this summer – it is once again pointedly taken up how we – the descendants – are united in common and also in critical dealings with the legacy of the «great men» in the West and East of the post-war period.

Natascha Paulick is not only connected to the architectural heritage of East Berlin through her relatives. Personally and with great commitment, she fought in the third generation, together with many other people involved, for the remunicipalization of the rental apartments in the former workers’ palaces, which had become objects of speculation, and for the preservation of Paulick’s studio apartment as a listed building, which, to his credit, he was allowed to erect as a solitary structure on one of the buildings he designed on today’s Karl-Marx-Allee – and to which, after returning from his Chinese exile during the Third Reich, he added his working time room, dismantled piece by piece in Shanghai, complete with furniture, floor, wall and ceiling coverings.

It is quite conceivable how Düttmann and Paulick – separated by eighteen years in birth and only four in death – separated by the division into East and West Berlin, each spent their evenings pondering, writing or planning in their respective workrooms.

 

«Abolition of hysteria – planning and realization of a de-ideologized, i.e. factual and thus human togetherness of East and West or North and South or young and old.»
Werner Düttmann, 1968

 

In 2021, the discussion of the architectural heritage of the «Double Berlin» – not insignificantly connected with Düttmann – was also brought back into the focus of civil society and professional interest with a renewed application for inclusion in the UNESCO World Heritage List. The importance of architectural-historical and socio-political relations and the necessity of thinking and communicating Berlin’s East-West modernity together cannot be emphasized enough. A vivid reference to this thinking together is given by the reading based on the scientific work of Sibylle Hoiman and the lecture of Natascha Paulick, who brings together her commitment, a little historical coincidence and the idea of Robert K. Huber at BHROX.

 

Werner Düttmann. Nachdenken über Architektur, © Akademie der Künste, Berlin und Wasmuth & Zohlen Verlag, 2021

 

The book presentation and reading will take place in conjunction with the vernissage of the exhibition «Berlin is many cities», which shows the results of the research-based seminar of the same name on the occasion of the 100th anniversary of Düttmann’s birth at the UdK Berlin – History of Architecture + Theory of Architecture in cooperation with BHROX.

Book presentation: Werner Düttmann. Thinking about Architecture. Speeches and Writings
edited by Sibylle Hoiman on behalf of the Akademie der Künste, Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag 2021
and
Reading: Paulick reads Düttmann
Read by Natascha Paulick.
Idea and curation: BHROX bauhaus reue, Robert K. Huber

Press contact and registration: info@bauhaus-reuse.de
Contact: Adelina Nicolaescu (BHROX)